Überragende Momente beim Weltjugendtag in LISSABON

Philipp Krämer aus der Q1 hat mit dem Spirituellen Netzwerk Tabor den Weltjugendtag in Lissabon besucht. Er berichtet aus seiner persönlichen Perspektive über zwei erlebnisreiche Wochen. 

„Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“ (Lk 1,39) Unter diesem Motto machten sich über 1,5 Millionen Christen aus der ganzen Welt auf in Richtung Lissabon in Portugal. Der Weltjugendtag 2023 war für mich ein einmaliges Erlebnis. Die vielen guten Momente möchte ich mit euch teilen. Denn ich durfte ein Teil davon sein. Mit einer Gruppe von 17 Personen aus dem Sauerland und Siegerland unter der Leitung des Spirituellen Zentrums TABOR machten wir uns im August auf den Weg.

Zunächst ging es mit 115 Personen in fünf Bussen aus dem Erzbistum Paderborn zum französischen Partnerbistum Le Mans.  Nach der Übernachtung in zwei Hotels und jeweils einer Morgenrunde trafen wir uns erstmals als Gesamtgruppe im dortigen Bischofshaus. Anschließend feierten wir in einer alten Kathedrale eine Heilige Messe. Die musikalische Begleitung  dieses Gottesdienstes und auch der weiteren Feiern übernahm das Musik-Team Paderborn, bei dem ich auch mitwirken konnte. Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Portugal. Bei einer Pause auf dem Weg in Spanien konnten wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang über der steinigen Landschaft erleben. Ich war überrascht, wie schnell die Sonne in Spanien uns alle wärmte, so dass die Jacke nicht lange gebraucht wurde. Es folgte eine lange Busfahrt, die auch Gelegenheit zum Schlafen bot.  Unser nächstes Ziel war dann die Stadt Mindelo, unsere Gastgeber nördlich von Porto. Dort teilten wir uns für die nächsten Tage in einer vierzigköpfigen Gruppe mit 200 Franzosen eine Sporthalle zur Übernachtung. Als Abschluss des Tages feierten wir gemeinsam einen portugiesischen Gottesdienst, in dem wir auch die offizielle WJT-Hymne auf Deutsch und Portugiesisch präsentieren konnten. Wie sich unser Portugiesisch wohl angehört haben muss für die einheimischen Besucher der Messe…

Es folgte ein Tag am 2,5 Kilometer entfernten Strand mit erstaunlich günstigen kühlen Getränken. Am Abend stand dann ein Umzug vom Hallenboden auf die Empore an, denn am späten Nachmittag waren die 200 Franzosen eingetroffen.  Erstaunlich, wie laut 200 französische Jugendliche sein können …

Am Tag darauf besuchten wir erstmalig Porto und bekamen einen Vorgeschmack darauf, wie schön Portugal ist. Die Stadt liegt wunderschön auf Bergen gebaut, welche von einem Fluss gespalten sind. Verwinkelte Gassen, einige Straßenmärkte und viele steile Treppen sind typisch. Zurück in der Gastgemeinde gab es ein großes Treffen im Gemeindehaus, wo uns die Fahne der Stadt Mindelo überreicht wurde. Wir präsentierten erstmalig das Paderborner Medley: die bekanntesten Lieder der Regionen unseres Bistums. Dies hatten wir bereits auf den Busfahrten eingeübt, so dass uns ein atemberaubendes Musikerlebnis gelang. Den nächsten Tag verbrachten wir nach einem Morgengebet wieder in Porto. Als wir abends in die Unterkunft zurückkamen und ausruhen wollten, überraschten uns die Einwohner der Gemeinde mit traditionellen Tänzen, ein wunderbarer Teil ihrer Kultur. Mit dem Ausruhen wurde es dann erstmal nichts. Das war allerdings kein Einzelfall, denn an vielen Abenden saßen wir in Gruppen zusammen und quatschten über alle möglichen Themen.

Die Tage der Begegnung erreichten mit einem großen Gottesdienst mit 200.000 Menschen unter freiem Himmel ihren Höhepunkt und gaben uns einen kleinen – wirklich kleinen – Vorgeschmack, wie die zweite Woche werden würde. Das zu Beginn diesige Wetter änderte sich genauso schnell wie unsere Laune, als die Sonne erschien. Nach der schönen Messe, welche von einem Militärorchester begleitet worden war, brachten DJ und Tanzgruppen die Menschen zum Toben. Die Sonne spürte ich auch einen Tag später noch an meinen Beinen, die ich vergessen hatte einzucremen. Nach dem langen aufregenden Tag in Porto endete gleichzeitig unsere Zeit in der Gastgemeinde mit einem schönen Gottesdienst. Die Sonne ermöglichte uns einen letzten schönen Tag am Strand, doch die Rettungsschwimmer sahen das anders. Die starken Wellen des Meeres waren eine Nummer zu groß für uns. In der Nacht packten wir noch schnell unsere Sachen zusammen und machten uns am nächsten Morgen zum Hauptevent nach Lissabon auf.

Die Weiterfahrt durch Portugal – natürlich wieder in einem Reisebus – Richtung Lissabon führte uns zum bekannten Pilgerort Fatima. Bereits dort, noch einige Stunden von unserem Ziel entfernt, trafen wir auf Hunderte weitere Reisebusse voller Pilger. Nach zwei Stunden Aufenthalt beendete wir dann unseren Zwischenstopp und fuhren direkt bis in unsere Unterkunft für die zweite Woche. Diesmal war es eine ganze Schule, die der gesamten Paderborner Reisegruppe Platz bot. Am Abend ging es dann zur einer Auftaktmesse, welche die Menschenmassen der ersten Woche direkt übertraf. Am Tag darauf besuchte uns der Paderborner Weihbischof König zu einer Katechese. Dies war auch deshalb eine besondere Messe, weil eine Pilgerin die Sakramente der Taufe, Erstkommunion und der Firmung empfing. Dann besuchten wir zusammen einen Kreuzweg. Dieser war auf einer sehr modernen Weise gestaltet worden, indem junge Christen ihre Lebensgeschichten erzählten, wie sie gefallen sind und durch den Glauben an Gott und erfahrene Nächstenliebe wieder aufstehen konnten. Der Papst fuhr durch die Massen und der Moment, als er mit wenigen Metern Entfernung an uns vorbeifuhr…WOW…

Allerding störten die drückenden Menschmassen hinter uns diesen besonderen Augenblick. Da uns die Masse der Menschen wirklich zu viel wurde, sind wir dann bereits früher nach Hause zurückgekehrt. Am letzten offiziellen Tag des Weltjugendtages, machten sich alle 1,6 Millionen Pilger auf den Weg zum Abschlussgelände. Mit sehr schwerem Gepäck endlich angekommen, fast 4 Stunden später als eigentlich geplant,  übernachteten wir dann auf riesigen Feldern unter freiem Himmel. Am Morgen darauf feierten dann alle zusammen die Abschlussmesse des WJT. Wie bei jedem Weltjugendtag wurde dann noch das nächste Land verraten: in vier Jahren geht es nach Seoul in Südkorea. Am folgenden Morgen luden wir unser Gepäck ein letztes Mal in den Bus und machten uns auf den 34 Stunden langen Weg zurück nach Hause.

Als ich diesen Artikel verfasst habe, wurde mir erstmal nochmal richtig bewusst, wie viel ich in diesen zwei Wochen erlebt habe. Menschen und Kulturen aus aller Welt konnte ich kennenlernen. Ein Land mit einer Sprache, welche ich nicht spreche und wo selbst Englisch manchmal keine Hilfe ist, so dass wir uns mit Händen und Füßen verständigt haben. Die Menschmassen und das damit verbundene Gedrängel. Die Fahrten mit den überfüllten Metros. Aber diese negativen Seiten werden deutlich übertroffen von den intensiven Erlebnissen, überragenden Momenten und der Verbundenheit mit so vielen Menschen im Glauben. Ein Weltjugendtag kann man mit keinem anderen Event vergleichen. Man fühlt etwas, was man sonst wohl nie erleben kann. Deshalb: „Macht euch eilig auf den Weg“ nach Seoul.