72-Stunden Aktion auf der Hohen Bracht

Zur 72Stunden-Aktion auf der Hohen Bracht veröffentlichen wir einen Bericht des Naturparks Rothaargebirge und einen Text von Lisa Fleper (Q1).

„Uns schickt der Himmel“ – unter diesem Motto haben sich rund 50 Jugendliche und ihre Betreuer im Rahmen der 72-Stunden Aktion des BDKJ vom 18. bis 21. April mächtig ins Zeug gelegt und leisteten bei Wind und Wetter auf ihrer Projektfläche rund um die Hohe Bracht Großartiges.

Alle fünf Jahre ruft der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und seine Verbände zu dieser Sozialaktion auf. In 72 Stunden werden dabei in ganz Deutschland Projekte umgesetzt, die die „Welt ein Stückchen besser machen“. Bereits zum zweiten Mal gab es dabei eine Kooperation aus mehreren Gruppen, nämlich dem Pfadfinderstamm Vinzenz Pallotti Olpe, den Wullackern der GFO, der Werthmann-Werkstätten der Caritas und des Gymnasiums Maria Königin. Neben den praktischen Tätigkeiten war die Zusammenarbeit der sehr unterschiedlichen Gruppen ein Ziel der Aktion. „Drei Tage lang gemeinsam leben und arbeiten: Das ist Inklusion im besten Sinne,“ erklärt Mathias Goebel von den Werthmann Werkstätten. „Bei der Arbeit ergänzen sich die Fähigkeiten und alle erleben, dass sie gemeinsam etwas Großes bewirken können.“

In diesem Jahr waren die Jugendliche mit vollem Einsatz für die Natur, und zwar auf der Fläche des „Wald-Klima-Lernorts Hohe Bracht“ des Naturparks Sauerland Rothaargebirge. Auf der ehemaligen Kahlfläche soll in den nächsten Jahren der Wald der Zukunft entstehen und mit Nachkommen von über 100 Generationenbäumen, die nach einem erfolgreichen Aufruf in der Bevölkerung im letzten Jahr ermittelt wurden, bepflanzt werden. Ein Mitmach-Projekt des Naturparks, für das es sich jetzt schon lohnt, mit anzupacken und mit zu gestalten.

Und so wurden den Jugendlichen gleich mehrere Aufgaben für ihre 72-Stunden zugeteilt. Es wurde gepflanzt, gebaut und geräumt und das mit ganz viel Motivation und unter widrigen Wetterbedingungen. Gepflanzt wurden über 300 Sträucher entlang des zukünftigen Waldrandes. Dieser Waldrand bietet demnächst vielen Tieren einen Lebensraum, spendet Nahrung und Schutz, erhöht die Artenvielfalt und schützt gleichzeitig den Generationenwald vor widrigen Klimaeinflüssen.

Gebaut und aufgehängt wurden Nisthilfen für mehrere Tierarten, u.a. für Haselmaus, Vögel wie Waldkauz oder Dohle, Hummel sowie Sommerquartiere für Fledermäuse. Weiteren Schutz und Lebensraum für viele Tiere bietet auch die neu angelegte Totholzhecke. In dieser aus Ästen und Zweigen locker geschichteten Hecke können Vögel ihre Nester anlegen und Igel, Frösche und Kröten finden darin Unterschlupf und ein Winterquartier.

Eine besonders körperlich anstrengende Arbeit wurde ebenfalls gemeistert. Damit die jungen Bäume zukünftig in Ruhe wachsen können und nicht durch Wild verbissen werden, bedarf es eines Wildschutzzaunes. Damit der Naturpark diesen errichten kann, musste die Trasse entlang der ca. 2,5 Hektar großen Fläche von Bäumen, Ästen und Brombeeren befreit werden.

„Die Motivation und das Engagement aller Beteiligten haben uns schwer beeindruckt“ so Kerstin Prutti und Nils Bonnermann vom Regionalmanagement des Naturparks Sauerland Rothaargebirge. „Die Jugendlichen haben trotz des schlechten Wetters mit vereinten Kräften alle Aufgaben umgesetzt und unser Generationenwald-Projekt sehr stark ökologisch aufgewertet. Diese Aktion ist ein Zeichen für Gemeinschaft und für ein starkes Engagement der jungen Menschen. Ein herzliches Dankeschön an alle!“

Max Halbe von den Olper Pfadfindern gibt den Dank zurück: „Der Naturpark Rothaargebirge und der Kreis Olpe haben uns eine herausfordernde Aufgabe gestellt, uns mit ihrer Fachkompetenz aber auch sehr unterstützt.“ Johannes Berghof von der GFO ergänzt: „Wir haben hier am Wald-Klima-Lernort den Anfang gemacht für ein wichtiges Projekt. Unsere Jugendlichen werden in den nächsten Jahren beobachten können, wie sich Sträucher und Bäume hier entwickeln.“

„Einmal mehr hat sich gezeigt, welche geniale Idee die 72Stunden-Aktion des BDKJ ist. Junge Menschen engagieren sich, in unserem Fall für den Erhalt der Natur, und machen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Hände schmutzig für eine bessere Zukunft,“ fasst Ansgar Kaufmann vom Gymnasium Maria Königin zusammen. „Und dabei hatten wir auch noch jede Menge Spaß.“

Kerstin Prutti, Naturpark Rothaargebirge

Die Eindrücke der 72 Stunden-Aktion wundervoll zusammengefasst hat unsere Schülerin Lisa Fleper:

Es war toll. Es wird schön.

Sechs Worte, die unser Projekt für mich am einfachsten beschreiben.                                        Sechs Worte, gefüllt mit unvergleichlichen Erinnerungen.                                                             Sechs Worte, die am Anfang noch ganz anders aussahen.                                                                 Vor dem Beginn der 72 Stunden Aktion waren meine Gedanken noch von                               “Was wird das?” und “Das wird nass!” beherrscht.                                                                             Wie es scheint, hat der Himmel dieses Wochenende nicht nur uns geschickt, sondern auch eine reichliche Menge Regen und Schnee und meine Befürchtungen haben sich bestätigt. Davon abgesehen, dass ich selber keinen Koffer mit habe, spiele ich jetzt “Ich packe meinen Koffer” und nehme mit: ein paar nasse Handschuhe, ein paar nasse Schuhe, drei Paar nasse Socken und eine Hand voll Schlamm.  Meine Mutter wird sich freuen.            

Unsere Anreise am Donnerstag war von viel Skepsis und verhaltenem Enthusiasmus geprägt. Nach der ersten Begehung des Geländes wussten wir zwar, was auf uns zukommt, aber einen Plan, wie das gelingen sollte, hatten wir nicht.                                                                                      An unser erstes gemeinsames Abendessen, Kartoffelspeisen, schlossen sich diverse runde Kennenlernspiele an und wir verbrachten unsere erste Nacht im Jugendhof.

Der zweite Tag startete mit nicht sehr vorteilhaftem Wetter, doch die Arbeit musste gemacht werden. Ausgerüstet mit mehr oder weniger geeigneter Kleidung, begannen wir den Kampf gegen das Gelände, machten Platz für den Zaun, errichteten die Benjeshecke und begannen teilweise bereits einige Pflanzen in den Boden zu bekommen. Zwischendurch kündigte sich hoher Besuch an und wir gaben noch einmal richtig Gas, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Schnee und Regen zwangen uns teilweise zu einem verfrühten Rückzug, nach welchem wir mit Linsensuppe und zum Abendessen auch mit Nudeln versorgt wurden.            An dieser Stelle spreche ich gerne ein Hoch auf die Erfindung der Dusche, denn ohne diese würde ich noch immer etwas Dreck im Ohr finden.

Den Abend verbrachten wir gemeinsam, es wurde gesungen und getanzt und man entdeckte das ein oder andere Talent.  Unsere zweite Nachte endete am Morgen mit verschlafenen Gesichtern und bedrohlichen Wettervoraussagen, wobei von Minute zu Minute, von App zu App andere Meldungen die Runde machten. Aber auch am Samstag musste die Arbeit gemacht werden. Es wurden Nistkästen gebaut und aufgehängt, Flächen von Stöcken befreit und Bäume in Rekordzeit gepflanzt. Eine absolut fantastische Verpflegung mit Tee, McDonald’s, Brötchen, Kuchen und einigen anderen Leckereien erhielt sowohl uns, als auch die gute Stimmung am Leben.

Dann gelang uns der Durchbruch. Damit hatten wir unser Projektziel widererwarten erreicht. Obwohl wir zwischendurch Zweifel an der Bewerkstelligung dieses Riesenprojektes hatten, sind wir sogar verfrüht fertig geworden und wir wurden mit scharfem Reis und Kaiserschmarrn belohnt. Unser letzter gemeinsamer Abend klang zusammen beim Karaoke oder Werwölfe aus und die Freude über unseren Erfolg lies den ein oder anderen etwas zu spät die Äuglein schließen.

Unser letzter Morgen war erfüllt vom Hausputz vieler fleißiger Hände, während einige die aller letzten Pflanzlöcher vorbereiteten. Und jetzt stehen wir hier. Übermüdet und ohne trockener Kleidung, aber glücklich. Die Pflanzung der allerletzten Bäume ist gleichzeitig ein Symbol für den Abschluss unserer 72 Stunden Aktion 2024 und dem, was wir gemeinsam geschafft haben, aber auch ein Startpunkt für die Entstehung eines wunderschönen Stücks Natur.

Es wird schön werden. Gemeinsam haben wir viel erreicht und nur gemeinsam konnten wir unsere Ziele mehr als erfüllen. Uns schickt der Himmel. Egal ob aus den Werthmannwerkstätten, von den Wullackern, als Pfadfinder oder vom Maria Königin. Wir alle sind Teil dieses Projektes. Wir können stolz auf das sein, was wir geleistet haben, denn es war toll. Die Bäume werden aufgehen und das Gelände wird sich für Besucher*innen öffnen. Viele Tiere werden ein neues Zuhause finden und in 20 Jahren zeige ich meinen Kindern, welchen Baum ich gepflanzt habe.

Ich bin mir sicher: Es wird schön.

Lisa Fleper